Die Anfänge der Bildzeitung
Die Bildzeitung ist seit 1952 die beliebteste Tageszeitung Deutschlands. Mit einer Auflage von mehr als 1.235.000 Stück ist sie zudem gleichzeitig die meistverkaufte Boulevardzeitung Europas. Vor 25 Jahren betrug die Auflage noch 3,75 Millionen. Auch das digitale Angebot der Zeitung wird von fast einer halben Millionen Lesern angenommen.
Im Juni 1952 startete die Bildzeitung mit 455.000 Exemplaren, die gratis verteilt wurden. Schon in den ersten Auflagen war das Format der Bildzeitung deutlich zu erkennen. Große Fotos mit Dokumenten des Zeitgeschehens, provokante und deutlich hervorstechende Überschriften und jeden Tag eine neue Schlagzeile. Der Text ist für gewöhnlich eher knapp, dafür gibt es Preisausschreiben und Horoskope. Zunächst kostete ein Exemplar 10 Pfennig und sollte so nahrhaft wie das abendliche Fernsehprogramm sein.
Fotos aus Politik und Welt wechselten sich ab mit Prominenten und Sensationsgeschichten. Dazu kamen Preisausschreiben und Horoskop sowie Printwerbung zu Produkten des täglichen Bedarfs. Schnell bekam die Bild ihren Spitznamen Groschenblatt. Die Bild regional Berlin erscheint seit 1957. Der für den herausgebenden Verlag namensgebende Chefredakteur Axel Springer arbeitete hier seit 1959.
Die Geschichte der Bundesrepublik in der Bild
Das Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre beflügelte den Erfolg und das Wachstum der Bildzeitung. In der industriellen Produktion war die Bildzeitung wie die Brotdose und die Thermoskanne bald nicht mehr wegzudenken. Die Facharbeiterschaft bildete sich so täglich ihre Meinung zu Politik und ergänzte das Frühstückbrot mit Unterhaltsamem aus In- und Ausland. Anfang der 60er Jahre war der Mauerbau mit der Abbildung des Stacheldrahtzaunes ein Dauerthema.
Ende der 60er Jahre untersuchte das Bundeskartellamt, ob durch die monopolartige Ausbreitung der Bild eine Einschränkung der Pressefreiheit vorläge. Auch bei der Gesetzgebung im Bundestag begann die Bild durch ihren Tageslichtjournalismus Einfluss zu bekommen. Als die Bild die Erhöhung der Funksprechgebühren anprangerte, wurden diese wieder zurückgenommen. Bei deutschen Literaten war und ist das Blatt übrigens verpönt. Der knappe Sprachstil, die reißerischen Überschriften und die Konzentration auf das Bild ist mit dem Geist von Romanciers nach wie vor schwer vereinbar. Nur Günter Grass wendete sich nach jahrzehntelangem Boykott doch dem Studium der Bildzeitung zu.
In den 70er Jahren nahm die Bildzeitung ordentlich Fahrt auf und veröffentlichte täglich mehr als 5.7 Millionen Exemplare. Als Schock in den Knochen blieb der Bombenanschlag auf das Axel-Springer-Verlagshaus am 19. Mai 1972 in Hamburg, bei dem 38 der mehr als 3000 Beschäftigten verletzt wurden.
Die Digitalisierung der Bildzeitung
In den 80 Jahren spielte bei der Bildzeitung auch der Körperkult eine erweiterte Rolle. Das Mädchen auf Seite 1, barbusig, erschien täglich und die Abbildung nackter Haut auf den Bildern übernahm einen wesentlichen Teil der täglichen Berichterstattung. Die veröffentlichten Informationen in der Bild mussten allerdings nicht nur einmal korrigiert werden. Die Wende und das Zukommen der Ostdeutschen als neue Leserschaft führte nicht zum Ansteigen der Tagesauflage.
Weiterführende kontroverse Diskussion finden Sie hier: https://bildblog.de/
Bis Ende der 90er Jahre hatte die meist aus Sicht der Deutschen gestaltete Tageszeitung eine Million Leser verloren. Die Digitalisierung und Ausbreitung des Internets begleiteten diese Entwicklung. Dabei ist die Bildzeitung nicht politisch neutral, sondern stach 2012 durch eine große Anzeigenkampagne zur Aussetzung der Wehrpflicht hervor. Durch die Covid-Pandemie hat die Bildzeitung ihre Leser seit 2020 sicher begleitet.